Blood Diamond ist erschütternd und grausam. Blood Diamond ist aber auch Action und Adrenalin. Und als wenn das noch nicht reichen würde, ist Blood Diamond zu guter Letzt auch noch Romantik und Gefühl. Kurzum: Blood Diamond ist Hollywood par exellence mit einer guten Prise Sicht auf das Weltgeschehen abseits von dem, für das sich der gemeine Europäer und der landläufige US-Amerikaner sonst interessiert. Ein Spagat also, den Regisseur Edward Zwick vollführt, denn wenn die großen Film-Mogule aus Los Angeles Gelder für finanziell herausfordernde Projekte freigeben, bleibt nicht selten der Inhalt auf der Strecke. Dass in diesem Fall der Kern des Streifens zudem nicht mit Kritik an Politik und Wirtschaft spart, sollte für Aufmerksamkeit sorgen. Ein Spagat aber auch in dem Sinne, da es dem Filmemacher gelingt, die eingangs erwähnten unterschiedlichen Aspekte in knapp 140 Minuten unterzubringen.
Da wäre zunächst das dramatische Schicksal Solomon Vandys (Djimon Hounsou) und das seiner Familie, die in ihrem Heimatland Sierra Leone während des dort herrschenden Bürgerkriegs in den 90er Jahren von der "Revolutionary United Front", einer brutalen und rücksichtslosen Rebellenarmee, getrennt werden. Solomons Sohn wird zum Kindersoldaten ausgebildet, er selbst muss als Gefangener nach Diamanten suchen. Als er einen großes rosafarbenes Exemplar findet, versteckt er ihn. Unfreiwillig macht er die Bekanntschaft mit dem von Leonardo DiCaprio gespielten rhodesischen Schmuggler Danny Archer, der im Film eine Läuterung bezüglicher seiner Sichtweisen durchmachen soll. Zusammen wollen sie den versteckten Blutdiamanten finden, wodurch Solomon hofft, seine Familie zurück zu bekommen und Archer seinen Job endlich aufgeben könnte. Dabei sind sie aber auf die Hilfe der amerikanischen Journalistin Maddy Bowen (Jennifer Connelly) angewiesen, die mit Hilfe ihres Einflusses einige Türen öffnen kann. So viel zum Inhalt.
Djimon Hounsou ist der klare Star des Films. Er stiehlt dabei der gesamten Riege die Schau. Solomons Verzweiflung, sein Mut und seine Entschlossenheit sorgen für brutale Authentizität, der man sich nicht entziehen kann. Die schonungslose Darstellung des Krieges, die Ausbildung der Kindersoldaten, die barbarischen Gewalttaten der Rebellen und das fehlende Durchsetzungsvermögen der Regierung tun ihr übriges dazu, dass man schockiert vor der Mattscheibe sitzt und Zeuge unglaublicher Grausamkeiten wird. Leonardo DiCarpio spielt den ambivalenten Diamantenschmuggler ebenfalls überzeugend. Leider ist die Darstellung des Wandels vom Saulus zum Paulus nicht durchweg gelungen. Das liegt hauptsächlich an der Hollywood-typischen Umsetzung des Vorgangs, der eigentlich, so sollte man meinen, eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen und ein innerliches Ringen des Protagonisten deutlich machen müsste. Stattdessen wirkt DiCaprios Verwandlung zu konstruiert, kurz vor dem Finale büßt die Stringenz dann ein wenig ein, lässt dabei einige Fragen offen, um schlussendlich... Mehr wird nicht verraten. Am schwächsten von den drei Hauptakteuren kommt die Journalistin weg; ihre Rolle geht zwischen Solomon und Archer unter, obwohl sie einen wichtigen Part erfüllt. Im ersten Drittel des Films sind die Dialoge zwischen ihr und Danny so überflüssig wie ein Kropf und lediglich Mittel zum Zweck. Es geht darum, die Standpunkte der beiden, die unterschiedlicher nicht sein könnten, darzustellen. Das wäre vielleicht aber auch ein wenig anders gegangen, als sich andauernd am selben Strand an der selben Bar zu treffen, miteinander ins Gespräch zu kommen, um sich schlussendlich zu beschimpfen. Immerhin kommen sie sich dabei näher. Den Rest kann man sich denken, wobei man den gut und gerne hätte weglassen können. Auf platonischer Ebene wäre das auch gegangen. Aber vielleicht lechzte der Stoff des Films bei allem Mord und Totschlag, auch nur nach etwas zärtlichem Ausgleich. Zwick hält sich damit glücklicherweise zurück und driftet nicht all zu sehr in Unglaubwürdigkeiten ab. Gegensätze ziehen sich ja bekanntlich an, aber bei soviel Gegensätzlichkeit zwischen Danny Archer und Maddy Bowen, dürfte die erzählte Zeit eigentlich nicht ausreichen, um überhaupt eine Annäherung zwischen den beiden darzustellen. Geht aber dann doch irgendwie, denn Danny Archer ist eigentlich gar kein so schlechter Mensch wie es zunächst den Anschein hat.
Nichtsdestotrotz ist Blood Diamond spannend bis zur letzten Minute. Dem Regisseur gelingt es dabei, Leerlauf zu vermeiden. Im Gegenteil: Es werden große Geschütze aufgefahren, um den Zuschauer bei der Stange zu halten. Der Plot ist umfangreich und bietet allerlei Platz für interessante Nebenstränge. Das gebotene Action-Feuerwerk ist vom feinsten. Als kleine Beschäftigung bei einer zweiten Sichtung könnte man beginnen zu zählen, wie viele hunderte Schüsse an Solomon und Danny im Verlauf des Films vorbeizischen. Hinzu kommen die im steilen Kontrast zu den dargestellten kriegerischen Auseinandersetzungen stehenden intensiven Aufnahmen des grünen Dschungels. Dazu ein Score, der unter die Haut geht. Das wichtigste aber ist die Eindringlichkeit, mit der die Haupthandlung erzählt wird. Man fiebert mit Djimon Hounsou und dessen verzweifeltem Kampf gegen schier unbesiegbare Gegner. Zu Beginn des Films sieht man wie Politiker über die Zustände und die Auseinandersetzungen in Afrika diskutieren, am Schluss machen sie es immer noch. Sie haben Solomon Vandy nicht geholfen. Vielleicht wären angemessene Taten ein besserer Weg. Auch in der Wirklichkeit.(8/10)
IMDb, OFDb