Freitag, 11. Mai 2007

SPIDER-MAN 3 - Rot gegen Schwarz

Spider-Man 3 ist ein zweischneidiges Schwert. Da gibt es Peinliches, 100 Mal Gesehenes, Langweiliges, und es gibt Abgefahrenes, erfrischende Ideen und Spannendes. Zur Story muss nicht viel gesagt werden. Tiefschürfendes gibt es eigentlich nicht zu berichten. Action, Action und nochmal Action stehen im Vordergrund, garniert mit einer abwechslungsreichen, wenn auch leicht seifenoperartigen Prise Gefühl. Spider-Man sieht sich diesmal zwei, respektive drei, Kontrahenten gegenüber und sorgt in Manhatten einmal mehr für Sicherheit auf den Straßen und jubelndes Volk; zwischen ihm und Mary Jane gibt es im Verlauf Höhen und Tiefen, die bewältigt werden wollen; Handlungsstränge aus den ersten beiden Teilen wie die Aufklärung des Todes von Onkel Ben und die Rachsucht Harrys, Sohn des „Grünen Kobolds“, gegen Peter, werden aufgegriffen. Insgesamt ist das ein bisschen zuviel des Guten und überfrachtet den Streifen.

So, jetzt zu den Schwächen und Stärken, die ich einfach nacheinander aufzähle. Zunächst die Schwächen: Spider-Man lebt von Special Effects. Actionreiche Einlagen sind das A und O des Films. Leider tut’s anscheinend nicht gut, wenn das Budget unerschöpflich ist und sich einige des Filmteams in technischen und digitalen Ergüssen verlieren. Auffallend ist das vor allem zu Beginn: Spider-Man wird in eine kleinere Auseinandersetzung verwickelt und von seinem Moped geprügelt. Dies artet in ein wüstes und selbst für eine Comic-Verfilmung absolut übertriebenes Hin und Her am Himmel und zwischen den Hochhäusern New Yorks aus, natürlich alles digital umgesetzt. Dabei verliert der Zuschauer leicht die Orientierung und gewinnt die Einsicht, dass weniger manchmal mehr ist. Da kann man eigentlich direkt einen Animationsfilm gucken. Technisch sind die Effekte jedoch, wie sollte man es auch anders erwarten, über jeden Zweifel erhaben. Glücklicherweise legt sich der Effektwahn im Verlauf und präsentiert sich dann mehr als angemessen. Beim Schluss werden dann nochmal schwerste Geschütze aufgefahren, wobei hier der Ideenreichtum dafür sorgt, dass es einfach nur Spaß macht. Mit einer Ausnahme: Spider-Man kommt in höchster Not an und macht eine Zwischenlandung vor einer überdimensionalen und bildschirmfüllenden USA-Flagge, die stolz im Winde weht: Von komplexbeladenen Filmemachern für komplexbeladene Zuschauer.

Nächster Punkt: Während Peter Parker in den vorangegangenen Teilen immer an sich selbst zweifelte, ist er über dieses Stadium mittlerweile hinaus. Diesmal geht er zunächst ganz in seiner Rolle als Superheld auf, verwandelt sich dann aber in eine Variante des Typus, die auch vor Gewalt nicht mehr zurückschreckt. Interessant eigentlich. Wenn Tobey Maguire dann aber tänzelnd a là Michael Jackson zu „Thriller-Zeiten“ mit Pony in die Stirn baumelnd und mit geschminkten Augenrändern durch die Straßen der Metropole wandelt, die Frauen sich reihenweise nach ihm umdrehen und er zum Höhepunkt in einer Jazz-Bar den Standard-Tänzer gibt, dann ist das nur noch zum Weggucken. Vielleicht sollte das als komödiantische Einlage wirken, beißt sich aber selbst in den Schwanz und wäre besser dem Schnitt zum Opfer gefallen. Das war Slapstick pur, absolut unpassend.

Handlungsmäßig gibt es auch einige Fehlgriffe, die aber jeder anders sehen wird. (Achtung, kleine SPOILER!) Als ein außer Rand und Band geratener Kran Hochhäuser aufschlitzt, taucht ausgerechnet der Polizeichef (James Cromwell) am Tatort auf, der ja keine anderen Aufgaben in der Stadt hat, und erfährt dort und muss mit ansehen, dass gerade niemand anderes als seine eigene Tochter, die bei einem Fotoshooting in eben demselben Gebäude auf eben derselben Etage, die der Kran erwischt, arbeitete, nun kurz davor steht, in die Tiefe zu stürzen. Flint Marko an anderer Stelle und noch ohne „Sand-Zellen“ im Blut gelangt auf der Flucht vor der Polizei, die ihn nach seinem Ausbruch aus dem Gefängis verfolgt, in einem Sperrgebiet in ein tiefes Loch, in dem ausgerechnet exakt nachdem er hineingefallen ist, der Test eines Labors durchgeführt wird, welcher ihn in den Sandmann verwandelt. Von diesen „Zufällen“ gibt’s noch einige. Wahrscheinlich gehört das aber irgendwie dazu, ist schließlich eine Comic-Verfilmung. Es ist nicht störend, es fällt nur auf.

Jetzt zum Positiven. Und zur Beruhigung: Darüber gibt es mindestens genauso viel zu berichten. Zunächst einige Worte zu den Schauspielern. Maguire, Dunst und Co. Sind durch die Bank auf der Höhe und souverän. Als Bösewicht liefert Thomas Hayden Church als wortkarger und schroffer Flint Marko eine starke Leistung ab. Seine Auftritte sorgen für Abwechslung. Auch Topher Grace, der nicht zuletzt wegen seiner äußerlichen Ähnlichkeit zu Tobey Maguire als Gegenspieler Spider-Mans engagiert wurde, spielt besonders als hasserfüllter Venom einen tollen Part. Die heimlichen Stars des Blockbusters sind aber in den Nebenrollen zu finden. Stark wie immer ist J.K. Simmons als Chef des „Daily Bugle“, der mit seinen Wutausbrüchen und den anfänglichen Versuchen, diese in Zaum zu halten, für gute Unterhaltung sorgt. Noch mehr Lacher streut Bruce Campbell als Maître eines französischen Edelrestaurants ein. Alleine hierfür lohnt es sich, den Film ein zweites Mal zu schauen. Klasse sind auch Peter Parkers Vermieter Mr. Ditkovitch (Elya Baskin) und vor allem dessen Tochter Ursula (Mageina Tovah), die ständig unter Strom ist, wenn Peter auftaucht.

Die Special Effects haben ihren Platz auch in zahlreichen überaus sehenswerten Teilen des Films. Während die Darstellung des Sandmanns vor allem am Schluss Geschmackssache ist, ist die Umsetzung der Figur während des Films und in den Auseinandersetzungen mit Spider-Man ganz großes Tennis. Wenn sich unser Spinnenfreund und der muskelbepackte Marko in der U-Bahn gegenüber stehen, dann kann sich das sehen lassen. Ich will nicht zuviel verraten, aber der halbe Sandkopf, das Abfallen sämtlicher Gliedmaßen und das schon im Trailer zu bewundernde Durch-Flints-Bauch-Hämmern können sich sehen lassen. Auch das schwarze Klebzeug aus dem All und der Angriff auf die Körper Peter Parkers und Eddie Brocks (Topher Grace) sind sehr überzeugend und ein gutes Stück gruselig. Venoms computeranimierte Fratze und das Zum-Vorschein-Kommen seines wahren Gesichts stehen dem in nichts nach.

Insgesamt bekommt man eine gelungene Comic-Verfilmung und einen weiteren lohnenswerten Spider-Man-Teil zu sehen. Die negativen Aspekte sind schade, aber sorgen nicht dafür, dass der Film bedeutsam darunter leidet. Denn eines steht im Vordergrund: Spaß. Der Film will unterhalten, mehr nicht. Bei den Wertungen auf IMDb.com verliert der dritte Teil deutlich gegenüber den ersten beiden Teilen. Für mich unverständlich, denn Spider-Man 3 ist keineswegs schlechter als die Vorgänger. An den Kinokassen weltweit war und ist der Streifen jedenfalls ein wahnsinniger Erfolg. Kein Wunder also, dass Spider-Man 4, 5 und 6 laut Sonys Spitze durchaus möglich sind. Der Stoff wird den Machern sicherlich nicht ausgehen.

(6,5/10)

IMDb, OFDb

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hi,
sehr schöner Beitrag zu Spidi.
Leider finde ich die Filme alle nicht wirklich gelungen. Hätte mir einfach mehr gewünscht. Die Comics sind um Welten besser als die Filme.

Gruß

AMUNO